Weird: Die Al Yankovic Story

‘Weird Al‘ Yankovic wurde vor allem mit Parodien bekannter Mega-Hits wie Beat It oder Like A Virgin bekannt. Im parodistischen Biopic Weird: Die Al Yankovic Story spielt Daniel Radcliffe die Rolle des Musikparodisten und Akkordeonspielers.    

Weird: Die Al Yankovic Story (Weird: The Al Yankovic Story)
Filmbiografie-Parodie USA 2022. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 108 Minuten. Starttermin: 26. Mai 2023.
Mit: Daniel Radcliffe, Rainn Wilson, Evan Rachel Wood, Jack Lancaster, Spencer Treat Clark, Tommy O’Brien, Julianne Nicholson, Toby Huss, Will Forte, Al Yankovic u.a. Drehbuch: Eric Appel und Al Yankovic. Regie: Eric Appel.



Die wirklich wahre Geschichte von Weird Al

Der kleine Alfred „Al“ Yankovic (Richard Aaron Anderson) träumt schon früh davon, Musik zu machen, was ihm von seinem sehr strengen Vater (Toby Huss) aber verboten wird. Mutter (Julianne Nicholson) kauft ihm ein Akkordeon, unter der Bedingung, dass er nur heimlich spielt. Als Teenager wird Al (David Bloom) bei einer illegalen Polka-Party verhaftet und in der Folge kommt es zum endgültigen Bruch mit seinem Vater. Nach Abschluss der High School zieht Al (Daniel Radcliffe) aus und bewirbt sich erfolglos als Akkordionist bei diversen Bands. Seine Mitbewohner Kimo (Jack Lancaster), Steve Jay (Spencer Treat Clark) und Bermuda (Tommy O’Brien) ermutigen ihn dazu, einen bekannten Song zu parodieren. My Sharona von The Knack inspiriert Al zu seiner Version My Bologna. Nach anfänglichen Rückschlägen folgt der kometenhafte Aufstieg Als, der sich auf Raten seines Idols und Mentors Dr. Demento (Rainn Wilson) nun „Weird Al Yankovic“ nennt, zum Superstar. Obwohl ihm die Parodie-Songs mehrfach Platin, viel Reichtum und Bekanntheit gebracht haben möchte Al künftig nur noch eigene Originalkompositionen erschaffen. Da tritt Pop-Superstar Madonna (Evan Rachel Wood) in sein Leben…

Alfred Matthew „Weird Al“ Yankovic (geboren 1959) hat sich in den letzten vier Jahrzehnten vor allem einen Namen als schräger Parodist bekannter Rock- und Pop-Hits gemacht. Aus Beat It und Bad von Michael Jackson machte er Eat It und Fat, Madonnas Like A Virgin wurde zu Like A Surgeon und Nirvanas Hit Smells Like Teen Spirit verwandelte Yankovic in Smells Like Nirvana. Meist dichtete der passionierte Akkordeonspieler die Lyrics so um, dass diese nun von Essen und anderen alltäglichen Dingen handeln. Weird Al schuf in seiner langen Karriere aber auch viele Originalsongs und/oder parodierte den Stil anderer Musiker*innen. 2010 wurde für das Comedy-Format Funny or Die ein Fake-Trailer für eine Filmbiografie von Yankovic gedreht. Eine Dekade später machte sich der Musiker mit Co-Autor und Regisseur Eric Appel (inszenierte u.a. Folgen von The Office, New Girl und Brooklyn Nine-Nine) daran, das eigene Biopic tatsächlich umzusetzen. Von Seiten der Hollywood-Studios kam wenig Interesse, so dass der Film für den US-Streamingdienst Roku Channel produziert wurde.

Der kleine Al und seine Eltern

Doch Weird Al spielt sich im eigenen Biopic nicht selbst, sondern begnügt sich mit dem Part eines Plattenbosses. Für die Hauptrolle verpflichtete man niemand Geringeren als Daniel Radcliffe. Der mittlerweile 34jährige Brite hat seit dem Ende der Harry Potter-Filmreihe 2011 alles dafür getan, sein Image als niedlicher Zauberlehrling abzustreifen und seine schauspielerischer Bandbreite massiv erweitert, etwa als Beat-Poet Allen Ginsberg in Kill Your Darlings (2013), als unerfahrener und drogensüchtiger Arzt in der Miniserie A Young Doctor’s Notebook (2012/13), als flatulierende Leiche in Swiss Army Men (2016) sowie als Undercover-Ermittler unter weißen Rassisten in Imperium (2016). Eine engagierte Performance und Weird Als Markenzeichen (Hawaiihemd, Lockenpracht, Brille und Schnurrbart) verwandeln Radcliffe, der auch Akkordeon spielen lernte, gekonnt in den kultigen Musikparodisten. Der Gesang im Film stammt hingehen von Meister Yankovic selbst.  

So stark diese auch inszeniert und gespielt waren so krankten die Musiker-Biografien Bohemian Rhapsody (2018; über Queen und Freddie Mercury) und Rocketman (2019; über Elton John) aus meiner Sicht etwas daran, dass der Geschichte jeweils eine starre Dramaturgie mit teils abgedroschenen Figuren übergestülpt wurde. Weird: Die Al Yankovic Story parodiert genau diesen Ansatz und liefert eine köstlich überzeichnete Larger-than-Life-Story, welche mit dem wahren Leben des porträtierten Künstlers recht wenig gemein hat. Fast wie nach einer Liste werden die üblichen Stationen der Genese einers Stars abgearbeitet: die schwere Kindheit und Jugend mit einem ablehnenden Vater, der Aufstieg zum Superstar mit unglaublichem Erfolg, die medienwirksame Beziehung zu einer Pop-Ikone und der unweigerliche Absturz nach ganz unten, natürlich nicht ohne „Wiederauferstehung“ und Aussöhnung.  

Appel, welcher das erste Mal einen Spielfilm inszenierte, und sein Team machen das Beste aus dem eher bescheidenen Budget von acht Millionen Dollar, etwa wenn die Szenerien sehr kulissenhaft wirken bzw. sich Masken- und Kostümbild eher einfach gestalten, was wiederum sehr gut zum parodistischen Ansatz passt. Mein persönlicher Höhepunkt war die Szene, in welcher Dr. Demento eine Party veranstaltet, mit Pee-Wee Herman (Jorma Taccone), Tiny Tim (Demetri Martin), Alice Cooper (Akiva Schaffer), Dragqueen Divine (Nina West), Queen-Bassist John Deacon (David Dastmalchian), Andy Warhol (Conan O’Brien) und (!) Salvador Dali (Emo Philips) als Gästen, die alle miteinstimmen als Weird Al spontan Another One Rides The Bus, die Parodie von Another One Bites The Dust, performt.

Überhaupt macht die reißerische Räuberpistole, welcher hier erzählt wird (inklusive heißer Affäre mit Madonna sowie Konfrontation mit einem kolumbianischen Drogenbaron), unfassbar viel Spaß. Hauptdarsteller Daniel Radcliffe bringt dazu die nötige Spielfreude mit. Neben ihm sehen wir unter anderem Evan Rachel Wood (Westworld) als Madonna, Rainn Wilson (Super – Shut Up, Crime!) als Dr. Demento sowie Toby Huss (Halt and Catch Fire, Blond) und Julianne Nicholson (Monos, Blond) als Eltern des Titelhelden. Für mich neben Elvis (2022) die beste Musiker-Filmbiografie der letzten Jahre. So weird es auch klingen mag.     

Weird: Die Al Yankovic Story ist Teil des Angebots von Netflix und auch als kostenpflichtiger Stream (bei Amazon, Apple TV, Google Play und Youtube) sowie auf DVD und BluRay erhältlich.

Fazit: Herrlich überzeichnete Musiker-Biopic-Parodie mit dem glänzend aufgelegten Daniel Radcliffe als Weird Al Yankovic. 8 von 10 Punkten.



Weird Al und Dr. Demento
Die Plattenbosse sind wenig angetan
Traumpaar Madonna und Weird Al



Marius Joa, 17. Dezember 2023. Bilder: One Gate/The Roku Channel.


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