Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs (Extended Edition)

„Ich war dabei vor 3.000 äh 20 Jahren als der Ringkrieg auf der Großen Leinwand seinen Abschluss fand“, sprach der kleine Hobbit nach einer Wiederholungssichtung der „Extended Edition“ von Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs, dem dritten Teil der Verfilmung von Tolkiens Romanepos durch Peter Jackson, und machte sich daran, eine Rezension zu schreiben.

Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs – Special Extended Edition
(The Lord of the Rings: The Return of the King – Special Extended Edition)
Fantasyepos Neuseeland, USA 2003. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 242 Minuten * (PAL-DVD).
Mit: Elijah Wood, Ian McKellen, Sean Astin, Viggo Mortensen, Billy Boyd, Dominic Monaghan, John Rhys-Davies, Orlando Bloom, Andy Serkis, Bernard Hill, Miranda Otto, David Wenham, John Noble, Karl Urban, Hugo Weaving, Liv Tyler, Cate Blanchett, Christopher Lee, Brad Dourif, Ian Holm, Bruce Hopkins, Lawrence Makoare u.v.a. Nach dem Roman von John Ronald Reuel Tolkien. Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson. Regie: Peter Jackson.



Der krönende Abschluss

Die Schlacht um Helms Klamm ist gewonnen, doch der Feind noch lange nicht besiegt. In Isengard treffen Zauberer Gandalf (Ian McKellen), Waldläufer Aragorn (Viggo Mortensen), Elbenkrieger Legolas (Orlando Bloom), Zwerg Gimli (John Rhys-Davies) und Rohans König Théoden (Bernard Hill) gemeinsam mit den Hobbits Merry (Dominic Monaghan) und Pippin (Billy Boyd) auf den besiegten Saruman (Christopher Lee) und seinen Diener Grima Schlangenzunge (Brad Dourif). In der Folge reist Gandalf mit Pippin in die Hauptstadt von Gondor, Minas Tirith. Dort ist Truchsess Denethor (John Noble) durch den Verlust seines älteren Sohnes Boromir so beeinträchtigt, dass er die unmittelbare Bedrohung aus dem nicht weit entfernten Mordor verkennt und seinen jüngeren Sohn Faramir (David Wenham) auf ein Himmelfahrtskommando in die längst von Orks kontrollierte Stadt Osgiliath schickt.

Théoden und sein Neffe Éomer (Karl Urban) bereiten die Truppen Rohans darauf vor, Gondor zur Hilfe zu eilen. Éomers Schwester Éowyn (Miranda Otto) und Merry schließen sich heimlich den Reitern an. Die Zeit drängt, denn ein vom Hexenkönig (Lawrence Makoare) und dem deformierten General Gothmog (ebenfalls Lawrence Makoare) angeführtes Heer beginnt Minas Tirith mit Orks, Trollen und Belangerungstürmen anzugreifen. Der weise Elbenfürst Elrond (Hugo Weaving) erinnert Aragorn an sein Erbe. Gemeinsam mit Legolas und Gimli nimmt Aragorn einen gefährlichen Weg durch die Berge in der Hoffnung auf weitere mögliche Verbündete. Unterdessen schlagen sich Ringträger Frodo (Elijah Wood) und sein Gefährte Sam (Sean Astin) weiter nach Mordor durch, um den einen Ring des dunklen Herrschers Sauron zu vernichten. Geführt werden die beiden Hobbit weiter von dem hinterhältigen Geschöpf Gollum (Andy Serkis)…

Im Sommer und Herbst 2001 hatte ich das Romanepos Der Herr der Ringe (Originaltitel The Lord of the Rings; 1954/55) von J.R.R. Tolkien (1892-1973) erstmals gelesen und war von der epischen Fülle des Textes gleichermaßen erschlagen wie verzaubert. Der im Dezember 2001 erschienene erste Teil von Peter Jacksons dreiteiliger Verfilmung, Die Gefährten, begeisterte mich schon bei der Mitternachtspremiere und gab den Startschuss für meine „Karriere“ als Hobbyfilmkritiker. Auch die jeweils ein Jahr später veröffentlichten Fortsetzungen Die Zwei Türme (2002) und Die Rückkehr des Königs (2003) konnten das hohe Niveau halten. Zum 20jährigen Jubiläum des Kinostart von Teil 3 habe ich mir diesen kürzlich nach längerer Zeit wieder angesehen, in der Extended Edition auf DVD.

Tolkiens bahnbrechendes Buch galt lange als unverfilmbar, bevor sich der Neuseeländer Peter Jackson (geboren 1961) gemeinsam mit seiner Frau, weiteren Mitstreiter*innen und quasi der gesamten Filmindustrie seines Heimatlandes an die aufwändige Adaption heranwagte. Das Wagnis sollte sich auszahlen. Fast durchgehend positive Resonanz von Filmkritiker*innen, Zuschauer*innen und Fans sowie die mehr als herausragenden weltweiten Einspielergebnisse der ersten beiden Teile (Die Gefährten: 860 Millionen US-Dollar; Die Zwei Türme: 936 Millionen US-Dollar) sorgten dafür, dass Jackson und Co sich beim Finale der Trilogie hinsichtlich der Laufzeit weniger einschränken mussten. Blieben Teil 1 und 2 in der Kinofassung noch knapp unter drei Stunden so konnte Die Rückkehr des Königs diese Marke mit 200 Minuten Laufzeit (bzw. 192 Minuten bei PAL-Beschleunigung auf DVD) überschreiten.

Die Begegnung von Frodo und Sam mit der Spinne Kankra, in der Vorlage in Band 2, hatten Jackson, Walsh und Co-Autorin Philippa Boyens aus dramaturgischen Gründen auf den dritten Film verschoben. Die Konfrontation mit dem besiegten Saruman wurde sehr zum (durchaus berechtigen) Unmut von Schauspiel-Legende Christopher Lee (1922-2015) aus der Kinofassung herausgeschnitten, allerdings in der ein Jahr nach Kinostart veröffentlichten „Special Extended Edition“ des dritten Teils wieder eingefügt. Die verlängerte Version des dritten Teils durchbricht mit 242 Minuten Länge die Schallmauer von vier Stunden.

Gollum führt Frodo und Sam nach Mordor

Genau wie die „Extended Editions“ von Die Gefährten (3 Stunden 21 Minuten) und Die Zwei Türme (3 Stunden 34 Minuten) sprengt auch die des dritten Teils den Rahmen eines Spielfilms und wirkt eher wie eine zweiteilige Miniserie mit dem Wechsel der DVD als passender Zäsur. Wem die Kinofassung schon zu lange erschien, wird hier natürlich erst recht nicht glücklich. Aber vor allem unter Berücksichtigung der Adaption des Romanes machen die Ergänzungen Die Rückkehr des Königs zu einem erzählerisch runderen Filmerlebnis.

Neben der bereits erwähnten Begegnung mit Saruman und Grima Schlangenzunge wurden unter anderem zwei Szenen aus den Häusern der Heilung, Aragorns Benutzung des Palantirs in Minas Tirith, und das Auftreten von Saurons Mund (Bruce Spence) ergänzt. Ansonsten bestehen die zusätzlichen Minuten überwiegend auf verlängerten Dialogen und mehr Material in den epischen Schlachtszenen. Zudem erlaubte sich Peter Jackson einen kleinen Scherz, indem er 2004 (Monate nach Kinostart) noch eine kurze Einstellung für die Pfade der Toten nachträglich drehte.

Trotz der Begeisterung über die wirklich herausragende Filmtrilogie begannen mich bei den Wiederholungssichtungen im Kino damals manche Änderungen im zweiten und dritten Teil zu stören. Zwar geht dem Regisseur in mancher Hinsicht die nötige Subtilität etwas ab, doch erschienen mir die Abweichungen/Modifikationen bei der aktuellen Sichtung wie schon in den Vorgängern sehr stimmig. Die Trilogie schafft es auch gekonnt die Balance zwischen Spannung, Magie, Emotionalität und Humor zu halten.

Gandalf, Aragorn, Legolas und Gimli

Was Produktion und Inszenierung angeht präsentiert sich Teil 3 wie die gesamte Filmreihe wie aus einem Guss. Die Mischung aus malerisch-epischen Originalschauplätzen Neuseelands, den Kulissen und Sets von Grant Major, Dan Hennah und Alan Lee sowie den unterschiedlichen visuellen Effekten der neuseeländischen Kreativschmiede WETA ist schlicht beeindruckend und dadurch bleibt die Filmreihe auch zwei Jahrzehnte später noch unerreicht, was hochwertiges Fantasy-Kino betrifft. Hervorragend auch die Arbeit der Kostüm- und Maskenbildner um Ngila Dickson und Richard Taylor, die Kameraführung von Andrew Lesnie sowie der Schnitt von Jamie Selkirk.

Howard Shore schuf den Score zur gesamten Trilogie und dabei diverse musikalische Themen, welche unterschiedliche Schauplätze und Figuren untermalen. Gekonnt wurden diese Elemente im Verlauf der drei Filme verwoben und entwickelt. In Die Rückkehr des Königs darf sich das Gondor-Thema endlich komplett entfalten, etwa in der Szene mit den Leuchtfeuern, welche ich persönlich für eine der schönsten aller drei Teile halte. Den wundervollen Titelsong Into the West sang die schottische Musikerin Annie Lennox.            

Der Erfolg der Ring-Trilogie beruht natürlich auch auf den starken Performances des durch die Bank Darsteller*innen-Ensembles um Elijah Wood als Frodo, Andy Serkis als Gollum, Sean Astin als Sam, Ian McKellen als Gandalf, Viggo Mortensen als Aragorn, Billy Boyd als Pippin, Dominic Monaghan als Merry, Bernard Hill als Théoden und Miranda Otto als Éowyn. In Die Rückkehr des Königs dürfen alle nochmal groß aufspielen oder erhalten wenigstens noch einen kleinen Auftritt zum Abschluss. Erstaunlich, dass heutzutage die gleichen Momente zu Tränen rührten und bewegten wie vor 20 Jahren, obwohl ich Filme im Allgemeinen und die HdR-Filme im Besonderen mittlerweile mit anderen Augen sehe.

Auch Teil 3 gelang ein umjubelter Triumphzug durch die Kinosäle dieses Planeten und spielte weltweit knapp über eine Milliarde Dollar ein. Höhepunkt der positiven Resonanz und Anerkennung war sicherlich die einhundertprozentige Gewinnquote (11 Oscars bei 11 Nominierungen) bei der Oscar-Verleihung 2004. Anfang der 2010er begannen Jackson und Co mit der Produktion der Hobbit-Trilogie, einer unnötig auf drei Teile ausgewalzten Verfilmung des gleichnamigen Romans von Tolkien über die Abenteuer von Hobbit Bilbo Beutlin etwa 60 Jahre vor dem Ringkrieg. Inhaltlich und technisch konnte das Prequel nicht an die Qualität der Herr der Ringe-Trilogie anknüpfen, auch wenn sich der Erfolg an der Kinokasse einstellte.

2024 wird Tolkiens Mittelerde wieder in Fernsehen und Kino präsent sein. Neben der zweiten Staffel der Serie Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht, welche Jahrtausende vor dem Ringepos spielt, folgt am 12. Dezember 2024 der Animationsfilm War of the Rohirrim, über die erste Schlacht um Helms Klamm.       

Die “Special Extended Edition” von Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs erschien (mit umfangreichem Bonusmaterial zu vielen Aspekten der Produktion) am 10. Dezember 2004 auf DVD und am 1. Juli 2011 auf BluRay. The Lord of the Rings: The Return of the King: The Complete Recordings, der komplette Score des dritten Teils, erschien 2007 auf vier CDs und einer DVD sowie später auch auf BluRay, Vinyl und als Digital Download.  

Fazit: Auch zwei Jahrzehnte später noch ein grandioser Abschluss einer einmaligen Fantasy-Trilogie in epischer Länge. 10 von 10 Punkten.



Éowyn und Merry ziehen in die Schlacht
Truchsess Denethor
Der Hexenkönig
Die Armee Mordors
Minas Tirith
In den Häusern der Heilung



Anmerkungen zur Extended Edition

* 242 Minuten entspricht der Laufzeit des Films inklusive des offiziellen Abspanns bei PAL-Beschleunigung, allerdings ohne den Fanabspann. Die “Extended Edition” enthält im Vergleich zur Kinoversion 50 Minuten neue und erweiterte Szenen. Die Ergänzungen im Detail kann man bei Schnittberichte.com hier und dort nachlesen.



Übersicht zu den Reviews zur Herr der Ringe-Filmtrilogie

Der Herr der Ringe: die Gefährten
(Rezension zur Kinofassung vom 02.01.2002)

Der Herr der Ringe: Die Gefährten
(Rezension zur Extended Edition vom 17.02.2019)

Der Herr der Ringe: Die Zwei Türme
(Rezension zur Kinofassung vom 22.12.2002)

Der Herr der Ringe: Die Zwei Türme
(Rezension zur Extended Edition vom 24.11.2023)

Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs
(Rezension zur Kinofassung vom 21.12.2003)

Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs
(Rezension zur Extended Edition, siehe oben)



Marius Joa, 23. Dezember 2023. Bilder: New Line Cinema/Warner.

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