Bugonia

Mit Poor Things (2023), Kinds of Kindness (2024) und Bugonia (2025) hat der griechischer Regisseur Yorgos Lanthimos drei Filme innerhalb von zwei Jahren veröffentlicht. Sein neues Werk dreht sich um zwei Verschwörungstheoretiker, die eine Firmenchefin entführen, weil sie diese für ein Alien halten.  

Bugonia
Drama/Thriller Irland, Südkorea, USA 2025. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 118 Minuten. Kinostart: 30. Oktober 2025.
Mit: Jesse Plemons, Emma Stone, Aidan Delbis, Stavros Halkias, Alicia Silverstone u.a. Nach dem Film Save the Green Planet!  von Jang Joon-hwan. Drehbuch: Will Tracy. Regie: Yorgos Lanthimos.



Im Kaninchenbau der Verschwörungsfanatiker

Teddy (Jesse Plemons) arbeitet im Logistikzentrum des Pharmazie- und Biotechnologiekonzern Auxolith. Einige Zeit nachdem seine Mutter (Alicia Silverstone) schwer erkrankte und ins Koma fiel fasst Teddy gemeinsam mit seinem geistig etwas zurückgebliebenen Cousin Don (Aidan Delbis) einen folgenschweren Plan. Sie entfuhren Michelle Fuller (Emma Stone), die Chefin von Auxolith, weil sie glauben, dass Michelle in Wirklichkeit eine Außerirdische vom Volk der Andromedaner ist, welche die Menschheit versklaven. Die beiden Männer halten die Frau daraufhin im Keller von Teddys Haus gefangen und verlangen von ihr, ihre Existenz als Alien zu gestehen und Kontakt mit ihrem Mutterschiff aufzunehmen…

Seit seinem ersten englischsprachigen Werk The Lobster 82015) vor zehn Jahren hat Yorgos Lanthimos (geboren 1973) mit schrägen, eigenwillig-überspitzten und absurd komischen Filmen für Furore gesorgt. Das verstörende Psychodrama The Killing of a Sacred Deer (2017) adaptiert einen antiken Mythos in die Gegenwart. In der Historiensatire The Favourite (2018) kämpften zwei Frauen um die Gunst der kranken englischen Königin. Mit Poor Things (2023) schuf der Grieche ein herausragend gefilmte und ausgestattete Mixtur aus Frankenstein und Barbie, gefolgt vom Episodenfilm Kinds of Kindness (2024) über Grenzüberschreitungen und soziale Abhängigkeit.

Noch ahnt Michelle nicht, was ihr bevorsteht.

Lanthimos’ elfte Regie-Arbeit ist ein Remake des südkoreanischen Films Save the Green Planet! (2003) von Regisseur Jang Joon-hwan, über einen Verschwörungsgläubigen, der einen einflussreichen Firmenmogul entführt, den er für einen Außerirdischen hält. Drehbuchautor Will Tracy (Succession [Serie], The Menu [2022]) adaptierte das Szenario und Lanthimos versammelte seine eingespielte Crew (Kameramann Robbie Ryan, Filmeditor Yorgos Mavropsaridis und Komponist Jerskin Fendrix). Zum Produzent*innen-Team gehören auch Ari Aster (Midsommar [2019]) und Schauspielerin Emma Stone, die hier zum vierten Mal mit dem Regisseur arbeitet.

Bugonia nimmt die Zuschauer*innen mit in das Mindset von Leuten, die an die absonderlichsten Verschwörungstheorien glauben (siehe Flat-Earther, Covididioten, QAnon-Anhänger und jene, welche die Mächtigen der Welt für Reptiloiden halten). In der Geschichte des Films ist der einfache Angestellte Teddy fest davon überzeugt, dass die Chefin des Auxolith-Konzerns eine hochrangige Außerirdische aus der Andromeda-Galaxie ist, deren Volk schon seit Jahrhunderten die Menschheit versklavt und diese langsam auslöschen will.

Dass die Erzählperspektive so gut funktioniert liegt am überaus authentischen Spiel von Hauptdarsteller Jesse Plemons (I’m Thinking of Ending Things, Kinds of Kindness). In surreal-absonderlichen Rückblenden nehmen wir die Krankheit von Teddys Mutter durch dessen Augen war. Don, seinen labilen Cousin mit Entwicklungsstörung, schwört Teddy als einzigen Mitstreiter auf die zur Rettung der Menschheit elementar wichtige Mission ein. Newcomer Aidan Delbis liefert als kindlicher Mitläufer eine fast herzweichende Performance ab. In beiden Entführern spiegelt sich eine bittere Tragik wieder. Lanthimos und Tracy machen sich damit wohl ihren eigenen Reim auf die völlig verblendeten Anhänger von Trump & Co.

Der Regisseur verzichtet zugunsten der Geschichte auch weitgehend auf absurde Komik. Lediglich als sich die Durchführung des Kidnappings als etwas schwieriger als gedacht abspielt scheint halbwegs lustig. Ansonsten ist die ganze Geschichte eigentlich ziemlich traurig, trotz aller Merkwürdigkeiten am Ende. Den Punch der oben erwähnten früheren Werke des griechischen Filmemachers erreicht Bugonia aber leider nicht. Denn dazu strahlt hat der Film abseits der tragischen Situation und starken Schauspielleistungen insgesamt zu wenig künstlerische Eigensttändigkeit aus. Und an der Kombination Emma Stone/Yorgos Lanthimos habe ich mich mittlerweile einigermaßen sattgesehen.      

Fazit: Intensiv-tragisches, stark gespieltes, Entführungsdrama, das aber an Lanthimos’ letzte Highlights nicht ganz anknüpfen kann. 7 von 10 Punkten.


Don und Teddy entführen die Firmenchefin…
…und sperren sie in den Keller



Marius Joa, 2. November 2025. Bilder: Universal/Focus Features.


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