Das Leben einer jungen Kunststudentin gerät aus den Fugen, als ihr heimlicher Geliebter bei einem verheerenden Autounfall stirbt, in Wenn das Licht zerbricht von Rúnar Rúnarsson aus Island. Das intensive Drama war mein letzter Film beim diesjährigen, 51. Internationalen Filmwochenende in Würzburg.
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Wenn das Licht zerbricht (Ljósbrot)
alternativ: When the Light Breaks (internationaler Titel)
Drama Island, Niederlande, Kroatien, Frankreich 2024. 82 Minuten. Kinostart: 8. Mai 2025.
Mit: Elín Hall, Mikael Kaaber, Katla Njálsdóttir, Ágúst Wigum, Gunnar Hrafn Kristjánsson u.a. Drehbuch und Regie: Rúnar Rúnarsson.

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Licht und Reflektion
Una (Elín Hall) und Diddi (Baldur Einarsson) verbindet nicht nur das gemeinsame Studium der Performance-Kunst und dass sie zusammen in einer Band spielen. Die beiden führen auch eine heimliche Beziehung. Denn Diddi ist eigentlich noch mit Klara (Katla Njálsdóttir) zusammen und will mit dieser umgehend Schluss machen. Auf dem Weg dorthin stirbt Diddi bei einem katastrophalen Autounfall. In der Trauer um ihren Geliebten sieht sich Una allein, vor allem als Klara zur Gruppe um Diddis besten Freund Gunni stößt und sich die jungen Leute treffen, um gemeinsam dem Verstorbenen zu gedenken…
Eine interessante, zufällige Doppelung gab es für mich beim diesjährigen Internationalen Filmwochenende in Würzburg. Wie schon 2020 eröffnete ein Film des Finnen Mika Kaurismäki (damals Master Cheng, dieses Jahr Long Good Thursday) das Festival und für meinen individuellen Abschluss sorgte jeweils ein Werk von Rúnar Rúnarsson aus Island. Nach dem vollgepackten Episodenfilm Echo lief dieses Jahr das personell und zeitlich stark reduzierte, aber schauspielerisch und inszenatorisch überaus starke Trauer-Drama Wenn das Licht zerbricht (Originaltitel Ljósbrot). Die isländisch-niederländisch-kroatisch-französische Ko-Produktion feierte ihre Uraufführung im Mai 2024 bei den Filmfestspielen von Cannes.

Im Nachhinein war meine Auswahl von überwiegenden schweren Filmen mit ernsten Themen dann etwas heftig. Doch bereuen tue ich diese nicht, denn das halbe Dutzend Werke aus verschiedenen Ländern mit ganz unterschiedlichen Perspektiven und Thematiken entpuppte sich als spannend und überwiegend hochkarätig. Den Höhepunkt gab es zum Abschluss. Wenn das Licht zerbricht hat mich sehr bewegt, ähnlich wie Aus meiner Haut auf dem Filmwochenende 2023 und Kaffee und ein paar neue Schuhe im letzten Jahr. Doch Regisseur Rúnarsson erzählt hier nicht nur eine einfühlsame Geschichte um Verlust und Trauer unter jungen Leuten, er setzt diese gemeinsam mit Kamerafrau Sophia Olsson (The Crown: Staffel 6) auch virtuos in starken Bildern um.
Die ganze Handlung spielt sich innerhalb eines Tages ab. Una und Diddi beobachten den Sonnenaufgang, liegen zusammen im Bett, bevor er die geplante Reise in den Westen antritt. Am Morgen an der Universität erfährt Una dann erstmals von dem verheerenden Unfall im Tunnel. Einige Zeit bleibt unklar, ob Diddi zu den Opfern der Tragödie gehört, welche das ganze Land in Schockzustand versetzt. Wenig später herrscht Gewissheit. Die Gruppe um Una, Diddis besten Freund Gunni und die kurzfristig angereiste Klara, verbringt Zeit miteinander, versuchen ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen und sich gegenseitig Halt zu geben.
Durch Zusammenhalt und das gegenseitige Aufrichten geben sich die hinterbliebenen Freunde Diddis gegenseitig Kraft. Dabei kommt es auch zu einer überraschenden Annäherung, welche die Geschichte perfekt abrundet sowie zum titelgebenden Motiv von Licht(brechung) und Reflektion passt. Als musikalische Untermalung dient lediglich Odi et Amo, eine wunderschöne Vertonung von Gedicht Nr. 85 des altrömischen Dichters Catull durch den 2018 verstorbenen isländischen Komponisten Jóhann Jóhansson (Arrival). Elín Hall (Let Me Fall [2018]) liefert als androgyne Protagonistin Una (optisch eine Mischung aus Sinéad O’Connor und Dolores O’Riordan) eine fast herzzereißende Performance ab.
Wenn das Licht zerbricht von Rúnar Rúnarsson startet am 8. Mai 2025 in den deutschen Kinos.
Fazit: Einfühlsames, bewegendes und stark inszeniertes Drama aus Island über die unmittelbare Trauer junger Menschen. 9 von 10 Punkten.
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Weitere rezensierte Filme vom Internationalen Filmwochenende Würzburg 2025:
Long Good Thursday (Eröffnungsfilm)
Twice Colonized
Sariri
That They May Face The Rising Sun
Toxic (Akiplėša)
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Marius Joa, 8. Februar 2025. Bilder: Neue Visionen.
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